Kläranlagen-Nachbarschaftstag in der Gemeinde Fürstenstein

Klärwärter aus 10 Nachbargemeinden tauschen sich aus

In Bayern gibt es eine große Zahl an „Nachbarschaften“, die jeweils aus etwa 10 bis 20 benachbarten Abwasseranlagen bestehen. Die Klärwärter oder Fachkräfte für Abwassertechnik treffen sich zweimal im Jahr auf einer der Abwasseranlagen, um unter Leitung eines erfahrenen Nachbarschaftslehrers praxisnah Betriebsprobleme zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

An diesen „Nachbarschaftstagen“ wird auch auf neue technische und rechtliche Entwicklungen hingewiesen und mit praxisbezogenen Untersuchungs- und Auswerteverfahren vertraut gemacht. Als Lehrer sind erfahrene Abwasserfachleute tätig, die von jeweils einem Obmann aus dem Kreis des Betriebspersonals unterstützt werden können. Mit dabei in der Regel auch Fachkräfte aus dem Bereich Gewässerschutz und Abwasserentsorgung der zuständigen Behörde des Wasserwirtschaftsamtes.

Nach einigen Jahren Pause war nun die Gemeinde Fürstenstein Gastgeber und Ausrichter dieses Nachbarschaftstages, zu dem die Klärwärter aus den Gemeinden Aicha vorm Wald, Eging am See, Hofkirchen, Neukirchen vorm Wald, Ruderting, Tiefenbach, Tittling, Windorf und Witzmannsberg eingeladen worden sind.

An der Kläranlage Oberpolling begrüßte Bürgermeister Stephan Gawlik die Teilnehmer und freute sich darüber, dass dieses Treffen turnusgemäß hier in der Gemeinde Fürstenstein stattfinden würde. Besonders begrüßte er den für diesen Kreis zuständigen Nachbarschaftslehrer Martin Dichtl aus der Gemeinde Hutthurm und Klärwärter Peter Braml, den Beauftragten der Kläranlagen Fürstenstein, dem er unter einem großen Applaus der Kollegen zur kürzlich bestandenen Prüfung „Fachkraft für Abwassertechnik“ gratulierte.

Er gab einige grundlegende Daten zur Abwasserentsorgung in der Gemeinde mit den drei Ortsteilen Fürstenstein, Nammering und Oberpolling mit vielen Steigungen und Senken, die über die beiden großen Kläranlagen in Oberpolling und Nammering-Stolzing und dem Bauwerk Fürstenstein-Nord gesichert ist, bekannt. Zahlreiche Hebeanlagen und ein ca. 50 km langes Kanalnetz, alles versteckt unter der Erde, sind neben den Kläranlagen für die Funktionalität der Abwasserentsorgung notwendig und unter hohen Investitionen laufend zu optimieren und den gesetzlichen Vorgaben anzupassen, aber auch um die Gebühren für die Bürger so niedrig wie möglich halten zu können.

Bürgermeister Stephan Gawlik sprach die letzten Investitionen an der Kläranlage in Oberpolling an, besonders die Errichtung des Trennbauwerkes mit Regenrückhaltebecken in Höhe von 450.000 Euro, die Modernisierung des Aufenthaltsraumes, die energetische Ertüchtigung verschiedener Einrichtungen oder auch die Sanierung defekter Abwasserkanäle in den verschiedenen Ortsteilen.

Er wünschte dem Nachbarschaftstag einen guten Verlauf und viele neue Erkenntnisse, die an der jeweils eigenen Kläranlage umgesetzt werden können.

Nachbarschaftslehrer Martin Dichtl bedankte sich bei Bürgermeister Stephan Gawlik für die herzlichen Grußworte und den Ausführungen zur Abwassersituation in der Gemeinde Fürstenstein und sprach einige aktuelle Themen wie die Gefährdungsbeurteilung, Messeinrichtungen usw. an, die bei der Theorie am Nachmittag ausführlich angesprochen und diskutiert wurden. Hier kamen auch die Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf, Sachgebietsleiter Gewässerschutz – Abwasserentsorgung Michael Franz sowie Simone Weber hinzu. Die beiden konnten auch zu rechtlichen Aspekten Auskunft geben.

Bis zum gemeinsamen Mittagessen im Gasthof Kerber nutzten Klärwärter Peter Braml und sein Stellvertreter Günter Mader die Zeit, um im Anschluss die Beauftragten der Gemeinden durch die beeindruckenden Einrichtungen der Kläranlage Oberpolling zu führen und ihnen die Neuerungen in den letzten Jahren vorzustellen. Nachdem beim letzten Treffen die Kläranlage in Nammering-Stolzing besichtigt worden ist und sich hier seither keine großen Änderungen ergeben haben, wurde erstmals das zweistöckige unter der Erde liegende Abwasserbauwerk Fürstenstein-Nord mit interessanter Geschichte angefahren und besichtigt, das die Abwässer aus diesem Bereich über einige Kilometer zur Kläranlage Oberpolling fördert und die Teilnehmer sehr beeindruckt hat.

Bericht und Bild Josef Enzesberger